Bugatti setzt – mal wieder – neue Maßstäbe. 1.800 PS? 16 Zylinder? Vier Motoren? All das bringt der brandneue Bugatti Tourbillon mit. Außerdem Kristallglas und Edelsteine. Allerdings ist auch der Preis nicht ohne.
Bugatti? Die Marke steht für das Höherlegen der berühmten Messlatte wie kein anderer Hersteller. 2005 stellte die VW-Tochter mit dem Veyron 16.4 den ersten Serienrenner mit über 1.000 PS auf die Räder. Für Power sorgte damals ein W16 (!) mit acht (!) Litern Hub und gleich vier Turboladern. Der gleiche Antrieb befeuerte dann auch 2016 den Nachfolger Chiron. Dieser brachte es schon auf 1.500, zuletzt sogar 1.600 PS. Mit dem Tourbillon toppen die Franzosen das aber noch mal.
Der erste V16 in einem Serienmodell
Denn der Bugatti Tourbillon stemmt satte 1.800 Pferde. Wobei der im VW-Werk Salzgitter gebaute W16 mit dem Chiron in Rente ging. Wohlgemerkt nach 20 Jahren Dienstzeit. So oder so setzt Bugatti nun auf einen V16, bei den 16 Zylindern bleibt es also. Dennoch musste die Luxus-Marke umdenken. Was übrigens auch am neuen CEO Mate Rimac lag. Der Kroate hält mit seiner (Elektro)Marke Rimac Automobili seit 2001 immerhin 55 Prozent der Anteile an Bugatti-Rimac. Die anderen 45 gehören Porsche, somit eben Volkswagen.
Egal, die Neuauflage musste jedenfalls mehr Leistung haben als der Chiron. Das hat geklappt. Denn allein der V16 – ein freidrehender Sauger (!) – stemmt aus 8,3 Litern Hub 735 kW bzw. genau 1.000 PS. Außerdem 900 Nm maximales Drehmoment. Aus eigenem Hause stammt der V16 allerdings nicht. Stattdessen erledigte Cosworth den Job. Die Briten haben auch die V12-Motoren für den Gordon Murray T.50 (4,0 l, 663 PS) und den Aston Martin Valkyrie (6,5 l, 1.014 PS) entwickelt. Logisch, das der neue Bugatti Tourbillon beide Renner übertrumpfen musste. Mit dem ersten V16 in einem Serienmodell ist das gelungen. Zumal die Zahl 16 bei Bugatti mittlerweile Tradition ist.
Bugatti Tourbillon kommt mit E-Power
Das „magere“ Drehmoment eines Saugers gleicht Bugatti schließlich mit E-Power aus. Und zwar mit gleich drei E-Motoren. Die Technik stammt von Rimac, sind die Kroaten doch für ihre Elektro-Sportwagen bekannt. Einer der E-Motoren ist jedenfalls im Getriebe verbaut. Die Permanent-Synchronmaschine liefert allein schon satte 250 kW (340 PS) und dient vor allem zum Rückwärtsfahren. Das spart den nötigen Rückwärtsgang, damit Gewicht. Apropos Getriebe: Dieses ist ein 8-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe und wie der V16-Block einen (!) Meter lang. Die Kraftübertragung erfolgt über ein elektronisches Sperrdifferential auf die Hinterräder. Diese sind spezielle Michelin Pilot Sport Cup 2-Reifen in 345/30 R21, schließlich müssen diese über 1.300 Pferde aushalten. Vorn messen die Reifen 285/35 R20.
An der Vorderachse des Bugatti Tourbillon sitzen zwei weitere E-Motoren. Baugleich zum hinteren. So liegen vorn also noch mal 680 Elektro-PS an. Macht zusammen 1.800 System-PS. Davon ab ist der Renner so von Allrad befeuert und rennt in nur zehn Sekunden von null auf Tempo 300. Übrigens: Der 8,3-l-V16 wiegt 252 kg, der hintere E-Motor 22 kg. Die Vorderachse – trotz der zwei E-Motoren – nur 125 kg. Wobei diese obendrein zwei 800-Volt-Inverter tragen. Die vorderen E-Maschinen befeuern jedenfalls allein die Vorderräder und dienen der Rekuperation.
E-Modus: Bis zu 60 km rein elektrisch
Rekuperation ist das Stichwort. Denn die Energie muss gespeichert werden. Dafür sorgen runde Akkuzellen vom Typ 21.700, die – statt dem typischen Kardantrieb – im Mitteltunnel integriert sind. Und zwar „lose“ ohne Gehäuse, was wieder Gewicht spart. Die Technik stammt einmal mehr von Rimac und setzt auf 800 Volt. Kapazität: 25 kWh. So kann der Bugatti Tourbillon „mehr als 60 km“ rein elektrisches fahren. Tatsächlich ist ein rein elektrischer Modus geplant. Kurios: Trotz der Zusatz-Technik ist der neue Renner leichter als der Chiron.
Im Fazit rennt der Bugatti Tourbillon jedenfalls auf über 400 km/h. Entsprechend haben die Franzosen nicht nur die Aerodynamik, sondern ebenso die Thermodynamik verfeinert. Dennoch haben die Macher typische Designmerkmale beibehalten. Zum Beispiel den Kühlergrill in Form eines Hufeisens, die Bugatti-Linie, den Mittelsteg und die Zweifarb-Lackierung. Ein weiteres Highlight stellt der Heckflügel. Dieser sorgt bei niedrigem Tempo für mehr Abtrieb, beim Bremsen für zusätzliche Stabilität. Das aerodynamische Gleichgewicht geht dagegen auf den neuen Diffusor zurück. Dieser beginnt direkt hinter der Fahrgastzelle und saugt den Renner regelrecht auf den Asphalt.
Digitale Bildschirme und Touchscreens
Apropos Fahrgastzelle: Das Interieur ist so modern wie edel. Das Herzstück stellt das analoge (!) Kombiinstrument, das Bugatti in Kooperation mit Schweizer Uhrmachern entwickelte. Jenes Instrument besteht aus über 600 Teilen und ist aus Titan sowie Edelsteinen gefertigt. Zum Beispiel Saphire und Rubine. Dennoch wiegt das Kombiinstrument nur 700 g. Der Clou ist aber ein anderer. Denn das Instrument ist im Lenkrad integriert, dreht sich jedoch dank einer feststehenden Nabe nicht mit. So hat der Fahrer unabhängig vom Lenkeinschlag jederzeit klare Sicht auf die Daten.
Auch die Mittelkonsole ist eine Augenweide, besteht diese doch aus Kristallglas und Aluminium. So „offenbart“ sich die „komplexe Funktionsweise der Schalter und des Starthebels“. Der Touchscreen für das Infotainment ist dagegen versteckt und fährt erst bei Aktivierung aus der Mittelkonsole aus. Im Hochformat (für die Rückfahrkamera) dauert das zwei Sekunden, im vollen Querformat hingegen fünf Sekunden. Smartphones sind kabellos eingebunden. Ungewöhnlich: Die Sitze sind fest verbaut, also nicht verschiebbar. Stattdessen setzt Bugatti auf eine elektrisch nach vorn und hinten verstellbare Pedalerie, um dem Fahrer in Position zu bringen.
Name stammt aus dem Uhrmacher-Brache
Der Name Tourbillon ist übrigens – oh Wunder – ein französisches Wort. Sowie eine subtile Anspielung auf Bugattis französisches Erbe und seine Heimatstadt Molsheim. Das Wort verweist auf die uhrmacherische Erfindung eines Schweizers, der 1801 nach Frankreich einwanderte. Jene Erfindung ermöglichte es, die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Uhr auszugleichen. Somit wieder die Gewähr einer einheitlicheren Zeitmessung. Bis heute und somit seit über 200 Jahren gilt diese Erfindung als ein Höhepunkt der Uhrmacherkunst. Eben diese mechanische Zeitlosigkeit will Bugatti mit dem Tourbillon ausdrücken.
Erhältlich ist der Renner übrigens ab 2026. Verkaufen will Bugatti 250 Stück. Startpreis: 3,8 Millionen Euro – plus Steuern. Die Montage erfolgt per Hand im Bugatti-Atelier in Molsheim im Elsass.
Bugatti Tourbillon ab 2026 erhältlich
Mate Rimac, Bugatti CEO:
„Wenn wir in der Geschichte von Bugatti zurückblicken, erkennen wir sofort, dass Ettore und Jean keine Kompromisse eingehen wollten. Die Zahl der Patente, die Ettore Bugatti auf seinen Namen angemeldet hat, ist einfach unglaublich. Denn er wollte nie die einfachste Lösung, sondern immer die beste – auch wenn es sie noch gar nicht gab. Er fing einfach an und baute sie, testete und verfeinerte sie, bis sie perfekt war. Und dann verlieh er ihnen Schönheit. Das ist der Grund, warum die Autos heute so verehrt werden, und die Inspiration für alles, was wir mit dem Tourbillon geschaffen haben.
Ja, es ist verrückt, einen neuen V16-Motor zu bauen, ein neues Batteriepaket und Elektromotoren zu integrieren, und ein von Schweizer Uhrmachern gefertigtes Kombiinstrument, 3D-gedruckte Aufhängungsteile und eine Mittelkonsole aus Kristallglas zu haben. Aber genau das hätte Ettore getan, und genau das macht einen Bugatti unvergleichlich und zeitlos. Ohne diese Art von Ehrgeiz kann man vielleicht einen tollen Sportwagen bauen, aber keine Ikone ‚Pour l’éternité‘.“
Bilder: Bugatti
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