Unfall mit Elektroautos: Achtung Hochspannung

BMW i3 Elektroauto Unfall Tiefgarage

Aktuell sind Elektroautos nur eine Nische. Doch das wird sich ändern. Still und leise – wie die Stromer auf der Straße unterwegs sind. Was aber ist bei einem Unfall? Da gilt es bei E-Autos und Hybride ein paar Dinge zu beachten.

Zugegeben: Allzu viele Elektroautos summen noch nicht über deutsche Straßen. Der Bestand an „Stromern“ ist überschaubar. Doch allein im neuen Jahr gibt es zig neue Modelle. Das Angebot wächst. Die Preise fallen. Auch der Staat sponsert E-Käufer mittlerweile. Via Umweltbonus gibt es 4.000 Euro für ein E-Auto, 3.000 Euro für einen Plug-in Hybrid.

Doch was ist bei ein Unfall? Hier gilt doch sicher besondere Vorsicht? Schließlich stehen Elektroautos ebenso wie Hybride „unter Spannung“. Und zwar unter Hochspannung. Selbst in der Formel 1 gab es mit der Einführung der neuen V6 Hybride ein paar weniger schöne Zwischenfälle. Eben weil die Boliden plötzlich unter Spannung standen. Schon gab es eine „gewischt“. Wobei ein Unfall mit Elektroautos weniger das Problem ist. Denn im Crash sind EVs nicht schlechter als konventionelle Kfz mit Benziner, Diesel oder Gas. Das Problem sind eher die Folgen. Wenn etwa die Batterie beschädigt wurde. Oder aber der Akku nicht mehr genug gekühlt wird. Dann droht Überhitzung. Und somit Feuer.

Elektroauto und Unfall: Akkus als Problem

Denn die Akkus sind quasi zwei in einem. Erstens Energie und somit der „Brennstoff“. Zweitens Zündquelle. Wird der Akku überladen, fehlt Kühlung oder es kommt – wie bei einem Unfall – zu einem Schaden, kann es entsprechend „zündeln“. Selbstentzündung. Sogar eine Explosion ist möglich. Durch Kurzschluss.

Experten geben trotzdem Entwarnung. Elektro- und Hybridautos sind bei einem Unfall nicht gefährlicher als Benziner, Diesel oder Gasautos (LPG/CNG). Zwar gab es tatsächlich schon Akkubrände bei Elektroautos – selbst bei Primus Tesla -, das aber sind der DEKRA zufolge Einzelfälle. Statt um den Akku müsse man sich bei starken Deformierungen – zum Beispiel eben durch einen Unfall – eher um die Passagiere sorgen.

Und doch bleibt der Akku ein gewisses Risiko. Weniger für das Elektroauto oder die Passagiere, sondern für die Retter. Stromschläge sind bei Elektroautos und ebenso Hybridautos nämlich sehr wohl möglich. Zumal es um eine Hochvoltanlage mit 400 bis 600 Volt geht. Bei einer solchen Spannung geht es nicht um einen kleinen Schlag wie aus der Steckdose, der übrigens auch schon böse enden kann. Bei Hochvolt geht es um schwere Verletzungen und das nackte Leben. Es drohen:

  • Verbrennungen,
  • Atemstillstand sowie
  • Herzrythmusstörungen.

Elektroauto nach Unfall: Plan für Unfallopfer

Hier sind daher die Hersteller gefordert. Bei Tesla beispielsweise wird beim Auslösen der Airbags die Hochvoltanlage automatisch vom Akku getrennt. Somit ist die Gefahr eines Schlags beim Berühren der Karosserie gebannt. Trotzdem ist Vorsicht nicht nur besser, sondern schlicht ratsam. Das gilt nach einem Unfall sowohl für die Insassen ebenso wie für Ersthelfer und Rettungskräfte.

Gottlob sind Passagiere durch gewisse Vorkehrungen geschützt. Das Beispiel Tesla zeigte diese Besonderheit bereits auf. Sogenannte „Crash-Schalter“. Diese lösen bei einem Unfall automatisch aus und setzen sämtliche Spannung auf null. In Deutschland ist das übrigens Vorschrift. Und zwar per Gesetz. Also ein Muss, an welches sich hiesige Autobauer halten müssen. Von daher gilt für Insassen eines verunfallten Elektroautos oder Hybriden vor allem eines: Ruhe bewahren. Sowie dieser 5-Punkte-Plan:

  1. Eigensicherung: Es klingt egoistisch, doch als Unfallopfer im (Elektro)Auto ist zuerst die eigene Person wichtig. Sind die Zehen beweglich? Der Kopf? Und zwar ohne Schmerzen? Arme? Ist man irgendwie bzw. mit irgendeinem Körperteil eingeklemmt?
  2. Fremdsicherung: Danach kann man sich als Insasse um eventuell weitere Personen im Auto kümmern.
  3. Wichtig: Wenn es möglich ist, sollte die Zündung des Unfallwagens ausgeschaltet werden. Besonders bei E-Autos, denn so ist der Stromfluss gekappt. Ebenfalls wichtig: Gibt es offen liegende Kabel? Bloß nicht berühren!
  4. Wenn möglich, sollte das Fahrzeug verlassen werden. Und zwar auf der vom Verkehr abgewandten Seite. Der Abstand zum Unfallwagen sollte mindestens zehn Schritte betragen.
  5. Information an Rettungskräfte, dass der Unfallwagen ein Elektroauto oder Hybridauto ist. So können diese entsprechend handeln und für den eigenen Schutz sorgen.

Sollte man als Unfallopfer eingeklemmt sein, ist Ruhe ebenfalls oberstes Gebot. In dem Fall ist es ratsam, auf Rettung zu warten. Jeder Versuch auf Befreiung kann weitere Verletzungen zur Folge haben.

E-Auto & Hybrid nach Unfall: Ersthelfer & Zeugen

Auch für Zeugen bzw. Ersthelfer gibt es quasi einen Schritt-für-Schritt-Plan. Zum einen, um Hilfe zu holen. Zum anderen, um vor allem die eigene Person zu schützen. Wobei das Problem für die meisten wohl ganz einfach ist, einen „Stromer“ überhaupt zu erkennen. Hand auf’s Herz, wer weiß mit den Modellen Renault Zoe, BMW i3 (Bild oben), Peugeot iOn oder Nissan Leaf etwas anzufangen? Alle vier Namen stehen für Elektroautos. Kleiner Tipp: Ist am Heck KEIN Auspuff zu sehen, ist es ein E-Auto. Hybride sind dagegen schwerer zu erkennen, da diese einen Verbrenner (ergo Benziner oder Diesel) mit einem E-Motor kombinieren. Daher sehr wohl einen Auspuff besitzen.

Zeugen und Ersthelfer sollten jedenfalls bei einem Unfall diese Schritte unternehmen:

  1. Zuerst ist die Sicherung der Unfallstelle wichtig. Heißt: Warnblinkanlage, Warndreieck, Sicherheitsweste. Das eigene Auto möglichst ein Stück entfernt abstellen. Mit aktivierten Warnblinker.
  2. Danach folgt der Notruf. Polizei, Notarzt, Feuerwehr. Hierzu reicht eine Nummer: 112. Diese gilt übrigens in der ganzen EU. Also zum Beispiel auch in Frankreich oder Spanien. Wichtig ist eine erste Beschreibung der Lage. Also Art des Unfalls und die Anzahl von Opfern.
  3. Wegen möglicher Spannung: NICHT die Karosserie des verunfallten Elektroautos berühren!
  4. Verletzten Personen gut zureden und möglichst versorgen (Wunden verbinden, Blutungen stillen).
  5. Bewusstlose oder eingeklemmte Personen nicht bergen, sondern besser auf die Profis warten. Ausnahme: Das Auto brennt oder droht zu versinken.
  6. Sind Unfallopfer nicht ansprechbar, Vitalzeichen prüfen. Bei fehlender Atmung oder Puls, Person – wenn möglich – bergen und mit Mund-zu-Mund-Beatmung und/oder Herzdruckmassage helfen.

Wichtig auch für Ersthelfer ist, Ruhe zu bewahren und Panik zu unterbinden. Auch wenn der Unfall fürchterlich ausschaut. Und selbst wenn der Erste-Hilfe-Kurs schon Jahre her ist: Lieber falsch helfen als gar nicht helfen. Unterlassene Hilfeleistung ist dagegen eine Straftat. Zu Recht.

Elektroauto und Unfall: Rettungskarten helfen

Die Profis – also Notärzte und Feuerwehr – wissen natürlich, was zu tun ist. Auch wenn Unfälle mit Elektroautos und Hybriden selbst für Fachkräfte etwas neues sind. Fahrer und Halter solcher „Stromer“ können jedoch helfen. Somit ebenfalls für die Sicherheit von Helfern sorgen. Mit sogenannten Rettungskarten. Die gibt es beim jeweiligen Hersteller oder beim Erfinder, dem ADAC. Diese Rettungskarte braucht der Halter nur ausdrucken und im Auto deponieren.

Und zwar – zum schnellen Finden eben von Rettern – hinter der Sonnenblende des Fahrers. Außerdem sollte die Rettungskarte in Farbe (!) ausgedruckt werden. Denn Problemzonen werden vom Hersteller entsprechend farblich markiert. Außerdem gibt es spezielle Aufkleber (Rettungskarte im Fahrzeug), welche die Retter eben auf eine solche Rettungskarte hinweist. Diesen Aufkleber gibt es ebenfalls beim ADAC und wird auf der Seite des Fahrers oben oder unten in die Windschutzscheibe geklebt.

Ob der Unfallwagen schließlich noch zu „retten“ ist, muss wohl ein Sachverständiger klären. Der schaut sich den Wagen genau an und beziffert den Schaden. Bzw. den Restwert. Denn bei einem Totalschaden lohnt die Reparatur ganz einfach nicht mehr. Wichtig bei einem Gutachten für Stromer ist natürlich, dass sich der Sachverständige mit solchen E-Modellen auskennt. Das gilt übrigens auch für das Abschleppunternehmen oder die Werkstatt. Stichwort Spannung. Da braucht es speziell geschultes Personal. Wegen der Brandgefahr und Selbstentzündung des Akkus sind verunfallte E-Autos und Hybride zudem generell im Freien zu parken. Niemals in der Werkstatt. Im schlimmsten Fall brennt dann diese gleich mit. Daher: Elektroautos bleiben nach einem Unfall draußen.

Apropos: Ist ein Elektroauto oder Hybrid in einem See „gelandet“ oder steht durch Überflutung unter Wasser, besteht keine zusätzliche Gefahr. Denn alle stromführenden Teile sind nach einer speziellen Schutzklasse zu 100 Prozent wasserdicht. Fazit: Das Risiko ist bei einem Wasserschaden genauso hoch (oder niedrig) wie bei jedem anderen Unfall oder Auto.

Bild: BMW

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